Freiburg-Hochdorf

 

Bildungsaufbruch - jetzt!

Veröffentlicht in Ortsverein


Gabi Rolland

Gabi Rolland über die grün-rote Bildungspolitik in BW

 

Über einen großen Schritt voran in der Bildungspolitik Baden-Württembergs referierte die Landtagsabgeordnete Gabi Rolland unter dem Motto „Bildungsaufbruch - jetzt!“ auf der öffentlichen Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Freiburg-Hochdorf am 18. März 2015. Im „Wohnzimmer“ des Michael-Denzlinger-Hauses konnte unser OV-Vorsitzender Heinz Joseph ein ansehnliches Auditorium interessierter Besucher begrüßen.

In seiner Ein­füh­rung wies er darauf hin, dass sich die SPD seit ihrer Gründung eine bessere Bildung für jeder­mann auf die Fahnen geschrieben habe. Rolland erinnerte in ihrem Referat daran, dass die grün-rote Koalition bei Regierungsantritt 2011 eine regelrechte Bildungsreform habe starten müssen, um die elementaren Defizite der schwarz-gelben Vorgängerregierung aufzuarbeiten. Entsprechend dem hohen Stellenwert der Bildung habe die neue Regierung die übernommene finanzielle Deckungslücke nicht nur ausgeglichen, sondern den Bildungssektor bereits 2014 mit 1 Mrd. Euro zusätzlich ausgestattet. In praktisch alle Bereiche, von der frühkindlichen Bildung, über die Schulen, bis hin zu den Hochschulen wurde erheblich investiert. Strukturell sei das Schulsystem um das Angebot der Gemeinschaftsschule mit gemeinsamen Lernen bis zur 10. Klasse erweitert worden. Im Juli 2014 habe der Landtag die Ganztagsschule als künf­tige Regelschule für alle Schulbereich beschlossen. Der jahrelange Streit mit den Privatschu­len sei u.a. durch Aufstockung der Mittel und durch Änderungen im Privatschulgesetz nun endlich gelöst. Volkshochschulen und 2. Bildungsweg seien jetzt ebenfalls finanziell besser gestellt. Weitere „Trümpfe“ des grün-roten Bildungskonzeptes seien: Abschaffung der Ver­bindlichkeit der Grundschul-„Empfehlung“, Ermöglichung von mehr wieder neunjährigen Gymnasien, Öffnung der Regelschule für behinderte Kinder (Inklusion), Stärkung der berufli­chen Bildung sowie der Realschulen, Erhalt der Schulversorgung auf dem Land („kurze Beine, kurze Wege“), und Abschaffung der Studiengebühren an Hochschulen. Die Unter­richtsversorgung sei durch eine Aufstockung der Krankheitsreserve und durch zusätzliche Mi­ttel für den Feuerwehrfonds personell verbessert worden. Im Anschluss an die Korrektur der Prognose für künftige Schülerzahlen habe man 2014 die anfänglich geplante Streichung von Lehrerstellen zurückgenommen. Außerdem habe man die Anstellung der in den Schulen aktiven „Pädagogischen Assistenten“ sowie die Betreuung durch Sozialarbeit gesichert. In­haltlich sei der Bildungsplan reformiert (u.a. durch Eröffnung neuzeitlicher Wahlfächer, Ver­mittlung von Medienkompetenz u.ä.) und wurde die Lehrerbildung neu aufgestellt (z.B. Um­stellung auf Bachelor und Masterstruktur, Stärkung der Fachwissenschaftlichkeit und Fachdi­daktik usw.).

In der Diskussion gab es „Contra“ und „Pro“ für die grün-rote Politik. So wurde die Notwen­digkeit der Reform des gegliederten Schulsystems auf Basis der dargestellten Statistiken grundsätzlich bezweifelt. Die Neuerungen würden begabteren Schülern nicht gerecht, so dass diese oft auf Privatschulen wechseln müssten, wenn sie es denn finanziell könnten. Um den Bildungsaufbruch überhaupt bezahlen zu können, habe BW mehrere Steuern und dadurch auch die Belastung der Bürger erhöht. Die Abschaffung der Verbindlichkeit der Grundschul­empfehlung führe vermehrt zu falschen Entscheidungen bei der Wahl der weiteren Schulart. Insgesamt kämen die Lehrer und die Schulorganisationen hinter der Fülle der angestoßenen Reformen kaum noch hinterher. So seien viele Lehrer noch gar nicht in der Lage, die neuen, „modernen“ Fächer kompetent zu unterrichten oder Inklusion sachgerecht zu praktizieren. Der Verpflichtung, in Ganztagsschulen ein Mittagessen für die Schüler anzubieten, werde oft qualitativ nur unzureichend genügt.

Die Antworten kamen zum Teil vom Podium, zum Teil aber auch aus der Zuhörerschaft. Na­türlich regle die Bildungsreform Vorteile und Lasten neu. Es komme darauf an, unerwünschte Effekte zu minimieren, aber das Bildungswesen insgesamt so aufzustellen, dass es dem ge­wandelten Menschenbild, dem Möglichkeiten zur Teilhabe am politisch-demokratischen Pro­zess, sowie den Erfordernissen einer modernen Berufs- und Arbeitswelt entspricht. Soweit sich bei dem Reformwerk, das ja hoch komplex sei, Fehlentwicklungen zeigen sollten, werde man entsprechend nachbessern.

Heinz Joseph dankte Gabi Rolland unter dem Beifall der Anwesenden für den überaus infor­mativen Vortrag und dem Auditorium für die engagierte Diskussion. Er ergriff die Gelegen­heit, gleich auch noch auf die „TTIP-Veranstaltung“ des Ortsvereins im Mai 2015 hinzu­weisen und dazu einzuladen.                                                               Knuth Stemmer

 

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