Freiburg-Hochdorf

 

AKW Fessenheim - Wie lange noch!

Veröffentlicht in Aktuelles


Dr. Rudolf Rechsteiner bei seinem Referat

Alt-Nationalrat Dr. Rudolf Rechsteiner (Basel) zur Frage: "Fessenheim stilllegen - Wie wird die Schließung Realität?"

AKW Fessenheim – Wie lange noch!

Rudolf Rechsteiner referierte: Fessenheim stilllegen. - Wie wird die Schließung Realität?

 Eigentlich, so der Hochdorfer Ortschaftsratsvorsitzende Christoph Lang-Jakob in seinem Grußwort, müsste der Veranstaltungsraum unter dem Andrang der Besucher aus allen Nähten platzen. Stelle doch das AKW Fessenheim eine im wahrsten Sinne des Wortes lebensbedroh­liche Gefahr für die Bevölkerung der gesamte Region dar. Wenn sich in Fessenheim ein gra­vierender Nuklearunfall ereigne, würden die Bewohner aus der umliegenden Gegend, also auch aus Freiburg, von einem Augenblick auf den anderen alle zu Flüchtlingen. Dennoch war die Zahl der Besucher, die der Ortsvereinsvorsitzende Heinz Joseph am 12. November 2015 im evangelischen Ge­meindehaus in Hochdorf begrüßen konnte, erfreulich groß, nur wenige Plätze waren noch frei. Viele Bürger und auch Mitglieder von Umweltinitiativen waren gekommen, um Dr. Rudolf Rechsteiner, den Basler SP-Alt-Nationalrat und ausgezeichneten Kenner der Atom­szene zum Thema AKW Fessenheim zu hören und mit ihm zu diskutieren.

Rechsteiner resümierte eingangs den Stand der Erkenntnisse zur Sicherheit des ältesten fran­zösischen Atomkraftwerkes am Oberrhein. Abgesehen von einer Fülle anderer Mängel, habe der Betreiber, die Electricité de France (EDF), die Tatsache anerkannt, dass das AKW nicht erdbebensicher sei. Mit dem Bau des AKW am erdbebengefährdeten Oberrheingraben habe man denselben Fehler gemacht, wie in Fukushima, so Rechsteiner. Bei Bruch des Dammes zum Rheinseitenkanal hin drohe eine Überflutung des Reaktors, wie in Fukushima. Die entspre­chende Gefahr habe man um den Faktor 10 unterschätzt. Abgesehen von den technischen Schwierigkeiten einer sachgerechten Nachrüstung würde eine Renovierung etwa so viel Geld kosten wie ein Neubau. Dazu fehlten aber die Mittel. Fessenheim braucht ab 2016 ca. 108 Mio € neue Subventionen. Auch für neue AKWs sei eigentlich das Geld nicht da In Frankreich gelte praktisch ein Baustopp. AKWs würden sich auch deshalb immer weniger lohnen, weil das Angebot an Energie aus erneuerbaren Quellen stetig steige, und die Preise dafür immer günstiger würden. Die EDF sei mit Tochterunternehmen der viertgrößte Betreiber von Wind­kraftanlagen und könnte dieses Potential eigentlich problemlos weiter ausbauen.

Wenn Präsident Hollande wiedergewählt werde, dann komme auch die Stilllegung von Fessenheim, zeigte sich Rechsteiner überzeugt. Das Schließungsverfahre sei eingeleitet, dau­ere aber einige Zeit. Ein etwa künftiger Präsident Sarkozy werde Fessenheim wohl von sich aus nicht abschalten, er könnte das Stilllegungsprozedere wieder stoppen.

Der Vorschlag von Rechsteiner zur Lösung des Problems: Um die verbleibende Amtszeit von Präsident Hollande bis Mai 2017 zu nutzen, sollte das Land Baden-Württemberg versuchen, mit dem Betreiber EDF einen Vertrag, der auch eine Abschaltungsprämie für das AKW Fes­senheim beinhaltet, zu schließen. Zur Not auch mit Bürger-Geld das, man wegen der elemen­taren Betroffenheit der Bevölkerung am Oberrhein wohl mit guter Aussicht auf Erfolg zusam­menbringen könnte. Unabhängig davon bleibt immer eine Klage auf Mängelbeseitigung, die dann wegen zu hoher Kosten zur Schließung führen würde, möglich.

Die anschließende Diskussion erkannte an, dass eine Einzelfall-Schließung „Fessenheim“ per Staatsvertrag angesichts der erheblichen anderen politischen Probleme, die Frankreich derzeit umtrieben, noch die relativ besten Chancen habe, die so dringend geforderte Sicherheit am Oberrhein herzustellen. Die Landtagsabgeordnete Gabi Rolland sagte zu, ihren Einfluss gel­tend zu machen, dass die Idee von Rudolf Rechsteiner im Interesse der Bevölkerung eine Chance auf Realisierbarkeit bekomme.

Die Diskussion ergab aber auch, dass trotz Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima der Glau­be an die Segnungen der Atomenergie zur Stromgewinnung weltweit offenbar ungebrochen ist. Deutschland werde mit seiner Kritik, Atomstrom stelle ein unvertretbares Sicherheits­risiko dar und sei extrem unwirtschaftlich, schon in der EU kaum gehört. Und so nahm die Versammlung zu Protokoll, dass international bis zur Abschaltung von AKWs im größeren Stil noch ein hartes Stück politischer Überzeugungsarbeit zu bewältigen sein wird.

Der Ortsvereinsvorstand fühlt sich durch die gute Resonanz auf seine diesjährigen Veranstal­tungsangebote in seiner Planung, die begonnene Reihe zu Themen von allgemeinem politi­schen Interesse durchaus auch auf der lokalen Hochdorfer Ebene weiter fortzusetzen, bestärkt.                                                                                                                              KS  

 

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